Dienstag, 10. Dezember 2013

Meine Geschichte #2

Dies ist eine Fortsetzung von gestern. Zum besseren Verständnis, lies erst den ersten Teil!

Es war September 2003, als ich meine Mutter zum ersten Mal nach der Trennung wieder sah. Ich war damals 8 Jahre alt und wurde in die 3. Klasse eingeschult. Mein Bruder hatte die Realschule beendet und machte seine Ausbildung. Wir wohnten bei Mama. Papa hatte etwas dagegen, dass wir wieder zu Mama wollten, aber wir haben einen Kompromiss gefunden.

Mama freute sich sehr uns wieder zu sehen, das weiß ich noch genau. Meine Halbschwester wurde eingeschult und wir waren eine tolle Familie und es sah so aus, als ob jetzt alles besser werden würde. Aber es war nicht so. Mama ging es eben nicht gut. Sie trank immer noch, weniger als vorher, aber dafür regelmäßiger. Anfangs bekamen wir es gar nicht mit. Irgendwann fand mein Bruder die leeren Schnaps Flaschen und stellte sie zur Rede. Sie war alkoholkrank! Kurz nach unserem Fund verlor sie ihren Job und damit ihre Lebensgrundlage. Sie rutschte noch tiefer in die Sucht und wir konnten nichts mehr tun. Sie ließ sich einfach nicht helfen.

Das ging drei Jahre so. 2005 lernte sie einen Mann kennen, der eine Menge Geld hatte. Leider war er auch schwer Alkoholkrank und das machte es noch schlimmer. Im Juli 2006, mein Bruder zog gerade aus, denn er hatte seine Ausbildung beendet, sagt Mama mir unter Tränen, sie würde wieder ein Kind bekommen. Und sie müsste jetzt doch aufhören zu trinken, weil sonst das Baby sterben würde. Sie machte eine Therapie. Als dann aber an meinen 12. Geburtstag Mamas Vater starb, hatte sie wieder einen Grund zum trinken. Es wurde immer schlimmer, keiner konnte ihr helfen. Kevin kam am 17.02.2007 mit einer geistigen Behinderung auf die Welt.

Danach folgte die schwerste Zeit. Meine Schwester & Ich versorgten Kevin, kümmerten uns um den Haushalt und unsere Schule. Für mehr blieb keine Zeit. Unser Bruder hatte sich der Familie abgewannt, er gab uns manchmal Geld, wenn das Sozialgeld für Mamas Alkohol drauf gegangen war, das war aber dann auch alles. Papa wusste von allem nichts. Ich wollte nicht wieder zurück zu ihm. Ich konnte meine Schwester und Kevin nicht alleine lassen. Sie würden sonst ins Heim kommen. Die Väter der beiden wussten lange nichts von ihrer Identität. Sie hätten niemanden gehabt.

2008 heiratete mein Bruder und damit kam seine Frau auch in unser Leben. Ich hatte es sogar aufs Gymnasium geschafft und meine Schwester auch. Die Schule musste nebenbei laufen, manchmal klappte es, manchmal nicht. Die Lehrer wussten nicht wie es bei uns zuhause abging. Zum Elternsprechtag war Mama immer krank und bei Elternabende haben wir vergessen den Zettel abgegeben. Klassenarbeiten wurden vom Bruder unterschrieben oder von uns. Mama lebte in ihrere eigenen Welt und irgendwann waren Karina & Ich so ein gutes Team das es gut lief. Für uns war es normal morgens Kevin zu wecken, Frühstück zu machen, ihn in den Kindergarten oder KITA zu bringen und dann selber in die Schule zu fahren. Wenn Kevin krank war, fehlte auch einer von uns in der Schule. Wir haben gekocht, Hausaufgaben gemacht und den kompletten Haushalt. Auch die Finanzen wurden verwaltet. Mama bekam jeden Monat weniger Geld für ihren Alkohol. Die Lebensmittelpreise sind explodiert, wir brauchten Winterjacken oder wollten einfach mal in den Streichelzoo.

Natürlich hätten wir Papa um finanzielle Hilfe bitten können, er hat auch vieles bezahlt. Klassenfahrten, Wandertage und Winterjacken, aber ich habe ihm nie den wirklichen Grund für da Geld genannt.

Fortsetzung folgt...

1 Kommentar:

  1. Das mit dem Alkohol kenn ich leider nur zu gut. Ich musste zwar niemanden versorgen, aber geschlagen zu werden ist wahrscheinlich auch nicht viel besser! Was man als Kind alles durchmachen musste, aber wir sind die, die es besser machen können, bei unseren Kindern!

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